Verborgene Stolpersteine:
Die Macht impliziter Erwartungen
Versteckte Erwartungen, die sich in Projekten manifestieren können, haben tiefgreifende Auswirkungen. In einem unserer Projekte zur Implementierung einer Standardsoftware für das Berechtigungs- und Zugangsmanagement wurden wir plötzlich mit einer kritischen Lücke konfrontiert. Diese verdeutlichte die Macht und Konsequenzen impliziter Annahmen. Diese Erfahrung hebt die Bedeutung hervor, klare Kommunikation als Werkzeug zur Entdeckung und Lösung solcher unerwarteten Herausforderungen in Projekten zu nutzen.
Was sind implizite Erwartungen?
Implizite Erwartungen sind gewissermaßen wie unsichtbare Gedanken, die wir haben, jedoch nicht direkt aussprechen. Es sind sozusagen unausgesprochene Vorstellungen oder Annahmen, die in unserem Kopf existieren, aber nicht in klaren Worten ausgedrückt werden.
Diese Erwartungen können unser Verhalten und die Art, wie wir miteinander umgehen, stark beeinflussen, obwohl wir sie nicht explizit formulieren. Sie entwickeln sich oft aus den Normen unserer Kultur oder aus persönlichen Überzeugungen, die in uns verankert sind. Man kann sich das ein bisschen wie unsichtbare Regeln vorstellen, die in unserem sozialen Umfeld existieren und uns leiten, ohne dass wir sie bewusst benennen oder erklären.
Wenn es um Projekte geht, spielen implizite Erwartungen eine große Rolle. Sie sind diese unsichtbaren Richtlinien oder stillen Annahmen, die Teammitglieder oder Beteiligte haben, aber nicht explizit kommunizieren.
Der Kontext
Ein Versicherungsunternehmen mit einer Belegschaft von etwa 10.000 Mitarbeitenden strebte die Verbesserung seines Berechtigungs- und Zugangsmanagements an. Dies sollte durch den Übergang von einer eigens entwickelten Software zu einer Standardlösung erreicht werden. Ein zusätzliches Ziel war die Beendigung einer Kopfmonopols.
Während der Schulung für die sogenannten Key-User stieß das Team auf ein unerwartetes Hindernis: Der Warenkorb ließ sich nicht speichern. Diese Entdeckung kam gleichermaßen überraschend für das interne Team und den Hersteller der neuen Standard-Software.
Interessanterweise war die Speicherung des Warenkorbs nach Angaben des Softwareherstellers in bisherigen Anwendungsfällen nicht als notwendig erachtet worden. Diese Diskrepanz stellte eine kritische Lücke dar, die während der Schulung deutlich wurde und schnellstmöglich behoben werden musste.
Das Ergebnis
Die unerwartete Entdeckung der nicht speicherbaren Warenkörbe während der Schulung für die Key-User hatte leider schwerwiegende Konsequenzen für das Projekt. Die damit verbundenen Zeitverzögerungen und zusätzlichen Kosten waren beträchtlich.
Die Erkenntnis
Die unerwartete Herausforderung mit der nicht speicherbaren Warenkorb-Funktion brachte eine wichtige Erkenntnis für das Projektteam der Versicherung und den Hersteller der Softwarelösung hervor.
Das interne Projektteam der Versicherung hatte angenommen, dass diese grundlegende Funktion in der neuen Software selbstverständlich vorhanden sein würde, ohne explizit zu überprüfen oder nachzufragen. Auf der anderen Seite versäumte der Hersteller der Software, diese spezifische Anforderung oder Nutzungsmöglichkeit während der vorherigen Anwendungsfälle zu erörtern oder zu adressieren.
Das Ergebnis dieser Annahmen war eine wichtige Lektion für beide Parteien. Sowohl das interne Team als auch der Softwarehersteller lernten aus dieser Situation, wie wichtig es ist, vermeintlich grundlegende Funktionen explizit zu klären und keine Annahmen darüber zu treffen, was als selbstverständlich angesehen wird.
Die Erkenntnis ist demnach: Selbst bei vermeintlich offensichtlichen Funktionen oder Standardanforderungen ist es unerlässlich, aktiv nachzufragen, zu prüfen und sicherzustellen, dass alle beteiligten Parteien ein gemeinsames Verständnis und klare Erwartungen haben. Diese Lektion betonte die Wichtigkeit der offenen Kommunikation und der detaillierten Abstimmung, um mögliche Missverständnisse oder Auslassungen zu vermeiden und so zukünftige Projekte auf eine solide Basis zu stellen.
Diese Erfahrung betont die Wichtigkeit von Trainings für effektive Kommunikation in Projekten. Solche Schulungen fördern offene Kommunikationswege, das aktive Zuhören und das klare Setzen von Erwartungen. Sie helfen, Missverständnisse zu vermeiden, indem sie dazu ermutigen, keine Annahmen als selbstverständlich anzusehen und klare Feedback-Wege zu etablieren.
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